Warum Künstler, Kreative und Geisteswissenschaftler für eine innovative Arbeitswelt heute unverzichtbar sind.
Neulich erfuhren wir durch einen Zeit-Artikel, dass die Firma Bosch Künstler engagiert hat, um eine ganze Etage in Stuttgart dem kreativen Chaos zu widmen. Wow. Nicht gerade etwas, was man einem schwäbischen Technikkonzern zutraut. Der Gedanke dahinter: Design Thinking. Jene in Amerika entwickelte kreative Sicht- und Herangehensweise, bei der 100 Ideen entwickelt werden, um eine brauchbare zu erhalten.
Das Prinzip: Nicht zuerst an die eigenen Produkte denken (Was haben wir?), auch nicht zuerst an die Lösung (Was können wir?), sondern an die Bedürfnisse der Menschen (Was brauchen sie?).
Offensichtlich findet selbst in Großkonzernen ein Umdenken statt. Design Thinking wird immer mehr zur Methode, mit der Innovationen vorangetrieben werden. Kreatives Denken und kreative Räume werden plötzlich immer selbstverständlicher. Schön. Nein, nicht nur schön. Sondern Yeah. Wir sind da: In einer Welt, die die Kunst in die Unternehmen einziehen lässt. Puh, das hat gedauert.
Trau Dich!
Viele Konzerne schauen dabei natürlich auf das Silicon Valley. Denn irgendwas müssen Apple, Google, Facebook und YouTube ja richtig machen. Die Frage ist: Was brauchen wir, um diesen Innovations- und vielleicht sogar Disruptionsgeist nach Stuttgart, Köln-Porz oder Delmenhorst zu bringen?
Antwort Nr. 1: Offenheit mit Informationen. Im Silicon Valley redet der Apple Manager schon mal gerne in der Mittagspause mit einem Kollegen von Google oder Microsoft. Man tauscht sich aus, denn man weiß es eh: Gegenseitige Inspiration belebt das Geschäft, nicht die ständige Geheimniskrämerei für die Sicherstellung eines vermeintlichen Wissensvorsprungs. Das ist so 2002.
Antwort Nr. 2: eine Kultur des Scheiterns. Eine Kultur, die sich vom schnellen Aburteilen über Ideen löst und zu einer freien, toleranten, kreativen Welt entwickelt, in der zunächst jede Idee überhaupt gleich viel wert ist. Denn nur wenn 99 gescheiterte Ideen zugelassen werden, wird auch eine sensationelle Idee am Ende heraus kommen.
Antwort Nr. 3: einen physisch betretbaren Kreativraum, der die Welt auf den Kopf stellt und neue Perspektiven antriggert. Bei Bosch hängt z.B. ein Planet aus Pappmaché von der Decke, darüber schweben Campingstühle. Und Werkzeugkisten haben in diesem Raum bewusst keine Beschriftung, damit man auch mal findet, was man nicht gesucht hat.
Antwort Nr. 4: Mut. Denn Kreativität hat auch immer etwas Unvorhersehbares. Aber genau das macht einen kreativen Prozess ja auch so spannend. Also, traut Euch.
Der Mensch wie er denkt und tickt.
All dem liegt eine bestimmte Sichtweise zugrunde. Um wirkliche Innovationen zu entwickeln, müssen wir den Nutzer als Ganzes, eben als Menschen sehen. Mit all seinen Gefühlen, Bedürfnissen und seinen Vorlieben und mit seinen ganz persönlichen Landkarten. Die Schriftstellerin Siri Hustvedt wurde unlängst in einem Interview gefragt, warum wir komplexe wissenschaftliche und historische Zusammenhänge oft besser verstehen, wenn sie in Romanform erzählt werden. „Weil im Roman das Leben einzelner Menschen im Mittelpunkt steht. Ideen leuchten geradezu auf, Gedanken entfalten sich in einer dialogischen Realität. Außerdem sind im Roman empathische Prozesse am Werk, was in wissenschaftlichen Abhandlungen selten der Fall ist.“
Und genau darum geht es, um das Leben. Auch in der Wirtschaft. Wenn wir aus der Brille des Nutzers unsere Innovationen voranbringen wollen, dann geht das nur über den Zugang zum Menschen und seinen Gefühlen. Und diesen Zugang, diese Brücke, das schafft nur die Kunst: Malerei, Musik, Theater, Film, Bücher. Wenn es also darum geht, Produkte für die Medizin zu entwickeln, dann sollten Forscher nicht einfach nur Medizin studieren und verstehen, wie der menschliche Körper funktioniert, sondern auch wie er tickt. Denn eine Krücke und eine Krücke können zwei verschiedene Dinge sein: Eine, die dem Patienten das Laufen ermöglicht. Aber eben auch eine, die Spaß macht, weil sie den Patienten glücklich macht.
Au revoir, Homo oeconomicus.
Wer den Menschen deshalb weiterhin auf das bisher vorherrschende Bild des Homo oeconomicus reduziert, wird mit seinen Ideen weiterhin im eigenen Saft schmoren. „Ich wünschte, es würde den Ingenieuren aufgehen, dass es nicht genügt, ein Ingenieur zu sein, um ein Ingenieur zu sein“, zitiert der in Amerika lebende deutsche Unternehmensberater Tim Leberecht in seinem Buch „Business Romantiker“ den spanischen Essayisten José Ortega y Gasset. „Die Geisteswissenschaften“, so Leberecht weiter, „sind unsere entscheidende Bastion im Abwehrkampf gegen die rein utilitaristische Geisteshaltung der Ingenieure“. Die Führungskraft 2030 vereint demnach möglichst alle positiven Eigenschaften des Künstlers: kreativ und innovativ denkend, empathisch und geschickt im Umgang mit anderen Menschen, kommunikationsfähig und möglichst inspirierend. Unternehmen verabschieden sich vom Zeitalter der Maschine, bei der ein Zahnrad in das andere greift. Vielmehr entwickeln sie sich zu einer Band. Eine Band, in der stimmig aufeinander abgestimmt improvisiert und ordentlich geswingt wird. Wir wussten es immer: Rock’n’Roll will never die.
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